Das Landei spricht

Mein Cousin Werner und Milenas Großeltern sind mittlerweile wieder im winterlichen Germanien, während Carina, Milena und ich mit frisch eingetroffener Christine weiter im Sonnenparadies ausharren – es fällt uns nicht wirklich schwer 🙂

Trotz geringer maritimer Vorkenntnisse, hat sich Werner an Bord bestens bewährt und bei seiner seemännischen Begabung wäre es schade, wenn er nicht bald wieder zu Wasser gelassen würde.

Er hat einige Eindrücke festgehalten:

(Wolfgang)

Portugal, Algarve
Lagos, 19.8.2010 ff

Hier an Bord der GALEB ist es ganz nett, alle Insassen sind entspannt und vertragen sich gut. Es wird viel gelesen, relativ wenig gesegelt:
Wolfgang hatte einigen Ärger (den er aber nicht gezeigt hat, Respekt) mit wenig sinnvollen bis unbrauchbaren Sachen an Segel und Zubehör.
Weil ja der Mast mit Fock und Großsegel und allen anderen Dingen im Atlantik liegt, hat er alles neu gebraucht; dabei hat die Segelmacherei so schlampig ge-arbeiten lassen, dass die erste Lieferung (Pfingsten) überhaupt nicht brauchbar war und das jetzt schon der 2. Satz ist!
Das Segel ist eigentlich (wieder) zu groß, und wenn es sich im Gebrauch dehnt, könnte es sein, dass Wolfgang es nicht weit genug nachspannen kann (heißt glaub ich „durchsetzen“). Die mitgelieferten „Latten“* (Stangen zum Großsegelversteifen) sind zu dünn und, wie ein hiesiger Segelmacher gesagt hat, von zu spröder Qualität, er würde so was nie in ein Segel einsetzen, denn wenn sie brechen (was bei starker Belastung schon mal sein kann), zerschlitzen sie vermutlich das Segel.
Hier ist allerdings August=Urlaubszeit und erst im dritten Anlauf (Faro/Vilamoura/Lagos haben wir hier wenigstens gerade ausreichend Meterware Latten bekommen, wenn auch nicht mit Wolfgangs Traumdicke, will meinen -maßen.
Der örtliche Segelmacher war sehr nett, wollte selbst in Urlaub und hat trotz einiger Zeit und Ratschläge nur die Materialkosten in Rechnung gestellt und Wolfgang auch noch einige nützliche Kleinigkeiten geschenkt (z.B. UV-beständigen Faden für Decklukensonnenschutzverkleidungen), hat als Kommentar zu dem Segel gemeint: naja inzwischen bekommt man also chinesische Qualität zum deutschen Preis….
Anpassen selber…, seltsam verteilte Lattenaufnahhmen ummontieren etc. perge perge.
Der Fahrtplan wurde also bisher von den technischen Notwendigkeiten vorgegeben.

Wolfgang ist dann während einer kleinen Ausfahrt Richtung Westen gestern, beim 1. Setzen des Großsegels ein von ihm zu knapp geschürzter Knoten (Patzsparen wg. des so großen Segels) aufgegangen, das Großsegel nach kürzester Fahrt wieder heruntergerauscht und die zum Setzen wesentliche Leine in den Mast gefallen – deshalb heißt es wohl Großfall; heute haben wir sie mit diversen seefahrtsfremden Hilfsmitteln wieder herausgefischt und jetzt funktioniert es hoffentlich?…

Nun ja so ist halt auch immer irgendwas instand zu halten oder anzupassen.

Die lange Fahrt von Vilamoura nach Lagos war ziemlich windig und schaukelig und fand nur mit dem Focksegel unter Motorunterstützung statt, hat mir aber nichts mehr ausgemacht; die kürzere vorherige Fahrt war mir etwas flau, wegen Hitze, Dieselgeruch und wenig Gewöhnung.

Ein klein wenig überhöhte Aktivität kommt immer beim Anlegen auf (Puffer=“Fender“ ausbringen, Festlegeleinen klarmachen und belegen usw.), weil der Katamaran schon etwas breit und schwer ist. Hat aber bislang ganz gut geklappt.
Meine, wenn auch kleinen, Knotenkenntnisse kann ich immerhin brauchen.

Lagos ist schon mehr im Westen bei der Felsalgarve (Ar. Al-Gharb=der Westen (des ehemals maurischen Herrschaftsgebietes)) und wir haben gestern einen Bade/Besichtigungsbootsausflug (blödes Wort – Ausfahrt scheint mir dann doch angemessener…) zu einigen sehr schönen Steinformationen/Grotten gemacht (s.o. unter Großsegel).

Der Ort Lagos ist eine recht gepflegte, nette, landschaftliche reizvoll gelegene Kleinstadt, wenn auch reichlich touristisch; was aber auch Vorteile hat (Verständigung u.a….).

Am 2. Abend haben wir, bei der Badeinsel Culatra vor Anker liegend, zur Gitarre einige Lieder gesungen und die Liederbücher, über die sich Wolfgang und Carina anscheinend gefreut haben, „eingeweiht“.
Weil wir seitdem meist in sog. „Marinas“ (=ne Art Campingplatz für Boote) liegen und übernachten und hier zwar einige Gesangsdarbietungen in durchaus gehobener Lautstärke zu vernehmen sind**, denn eine recht laute PA ist heutzutage ja keine besondere finanzielle Anstrengung mehr, aber die freie Pflege von gemeinsam gesungenem (deutschsprachigem) Liedgut vielleicht doch nicht auf allgemeines Interesse stößt, haben wir bis dato dieses Unterfangen nicht wieder aufleben lassen.

Internet gibts nur im Hafen und auch nicht immer problemlos (Passwörter u.a.).

Ach ja, und da war noch Meer, Sand, Wellen, Wind, Sonne, Sonnenuntergänge***, Vollmond, viele Masten, alle Sorten von Blau, Delphine und der ganze Schmäh.

ne denn Ahoi
wb, Katzubi

——

*Interessant zu beobachten, wie traditionelle Dinge gerade in der Fachsprache ihre alte Bezeichnung bewahren, obwohl sie u.U. inzwischen doch recht deutlich andere Beschaffenheit haben…

**Ein gewisser Höhepnkt war am Freitagabend erreicht, als 3 Bands gleichzeitig zu hören waren, im Prinzip mit einigermaßen gleichem Repertoire (Wonderwall usw.) aber sich bedauernswerterweise nicht auf einen synchronisierten Gesamtablauf verständigen konnten und deshalb manche Lieder 2-3mal aber eben nicht simultan erklangen.
Nun ja, Polyrhythmik, -tonalität usw. dieser Art haben ja schon Charles Ives fasziniert – ob er wohl auch gern schlafen wollte, als er sich mehrere Blaskapellen im Sternmarsch von einem Kirchturm aus anhörte ?
Falls dann doch einmal Pause sein sollte, springen auf etwas leiserem Niveau 2-4 Bars mit Konservenmusik ein.
Dabei haben wir noch einen vom Epizentrum etwas abgelegeneren (jetzt hab ich das Wort zum 3. Mal gelesen, aber doch keinen Fehler entdeckt – mei des schaugt hoid einfach so komisch aus…) Liegeplatz…

***komischerweise gibts hier keine Sonnenaufgänge.

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2 Antworten zu Das Landei spricht

  1. bärbel deichmann sagt:

    ihr lieben wieder tapferen:
    aber langschläfer sehen keine
    sonnenaufgänge und wir hier
    schon gleich garnicht, wenns
    immer regnet.
    noch super wunderwalle ferien
    wünscht die bärbel

  2. Manfred & Uschi sagt:

    Genießt das tolle Wetter, Meer und die Natur. Hier im Norden ist sehr nass (von oben) und viel zu kühl. Bleibt gesund

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